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FACHZEITSCHRIFT DER SCHORNSTEIN
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Ausgabe: 59 , Kategorie: Schornsteinfeger
( ARCHIV Ausgabe 59 - 1/2006 ) Schornsteinfeger - die neutralen Experten
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Wenn die Zukunft unseres Berufsstandes in Brüssel liegen soll, können wir teilweise schwarz sehen, denn die Europäische Kommission droht Deutschland mit einem Vertragsverletzungsverfahren, weil das deutsche Schornsteinfegergesetz von 1969 gegen die Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit verstoße. Konkurrenten haben keine Chance, die Arbeit ist in Kehrbezirke aufgeteilt. Aus Brüssel heißt es, dass dies mit EU-Grundfesten nicht überein gehe. Auch andere Kritiker möchten das Schornsteinfegerhandwerk gekippt sehen, darunter auch die FDP. Die Außerkraftsetzung des Gesetzes solle Konkurrenz die Türen öffnen. Monopol? Schon das Wort trifft Landesinnungsmeister Ulrich Eller tief. „Monopolisten machen ihre Preise selber.“ Erst das Bundeswirtschaftsministerium genehmigt die Gebühren für Schornsteinfegerarbeiten. Außerdem wurden die Preise seit vier Jahren nicht mehr erhöht. Allerdings soll der Schwerpunkt der Debatte auf einen ganz anderen Gesichtspunkt gelenkt werden. Etwas Bewährtes soll abgeschafft werden? Sobald etwas passiert, rufen alle wieder nach Kontrolle. „Schornsteinfeger übernehmen eine hoheitliche Aufgabe: die Überwachung des Brand- und Umweltschutzes“, so CDU-Bundestagsabgeordneter Volkmar Vogel, der sich als Mitglied des Bauausschusses im Bundestag auf die Seite der Schornsteinfeger schlägt und am 09./10.01.2006 einen Einblick in die Tätigkeiten der Schornsteinfeger bei Ralf Beierlein in Münchenbernsdorf erhalten hat. Ihm wurde demonstriert, wie Messungen an Heizungen durchgeführt werden, hat Schornsteine gekehrt und sogar Ruß aus Schornsteinsohlen entnommen. Jeder Politiker, der meint Schornsteinfegergesetze abschaffen oder wesentlich ändern zu müssen, sollte sich ein Beispiel an Volkmar Vogel nehmen und sich erst einmal mit den wirklichen Tatsachen und auch der eigentlichen Tätigkeit eines Schornsteinfegers vertraut machen. Vogel ist einer der Wenigen, die sich auch aktiv mit dem Thema auseinandersetzen, sich ein Bild von dem machen, was der „Schwarze Mann“ eigentlich tut, bevor er irgendwelche Entscheidungen trifft. Durch die Schornsteinfeger wird für eine flächendeckende und neutrale Überwachung der Emissionswerte gesorgt. Auch gewartete Anlagen fielen immer mal wieder durch. Wir Schornsteinfeger haben wenigstens nichts zu verkaufen und bleiben dadurch neutral. Wir wissen, dass Wettbewerb den Kehrdienst nicht günstiger macht. Allein der Sicherheit wegen, sollte in unserem Gewerbe kein Konkurrenzkampf geduldet werden. Abgesehen davon, ist die flächendeckende Arbeit im Kehrbezirk viel effektiver, denn jeder Handwerker muss nicht „quer durch die Lande reisen“. Würde zudem das Kehren freigegeben, müsste eine neue Kontrollinstanz geschaffen werden, die wiederum die turnusmäßige Überprüfung der Heizanlagen überwacht. „Das bedeutet neue Bürokratie mit neuen Kosten“, rechnet der Ostthüringer Innungsobermeister Andreas Schmidt, der 58 Bezirksschornsteinfeger vertritt. Derzeit erreicht man großen Nutzen auch mit wenig Bürokratie, so denkt auch Vogel. Und kaum einer hat so viel Bürgernähe wie der Schornsteinfeger, der seit vielen Jahren das Vertrauen der Hausbesitzer genießt. In der Debatte könnte ein neuer Trend zugute kommen. Immer mehr Hausbesitzer weichen, angesichts steigender Öl- und Gaspreise, auf Holz und Kohle aus. Schornsteinfeger dürfen wieder aufs Dach, was zur ursprünglichen Bedeutung des Handwerks zurück führt, hofft Vogel. Zudem lobt er das vorbildliche Ausbildungssystem. Dass Interessenverbände, Länder und Bundesregierung nun eine gemeinsame Regelung finden werden, die Spielräume des EU-Rechts ausnutzt, da ist Vogel zuversichtlich. „Wir sind zu Änderungen bereit“, sagt Andreas Schmidt, „aber nicht auf Kosten des Niveaus“ und der Sicherheit. Seit 2002 läuft der Streit mit der EU. Vogel ist für „tiefgründiges Ordnen“ und warnt vor „Aktionismus“. Er hat es uns ermöglicht, dass die Arbeitsgruppe einen Neujahrsbesuch bei Ministerpräsident Dieter Althaus abstatten konnte. Sichtlich erfreut nahm Herr Althaus das kleine Präsent entgegen und wünschte den Thüringer Schornsteinfegern für das Jahr 2006 alles Gute.
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