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FACHZEITSCHRIFT DER SCHORNSTEIN
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Ausgabe: 50 , Kategorie: Schornsteinfeger
( ARCHIV Ausgabe 50 - 4/2003 ) Kapazitätserhöhung in Mörtitz
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Am 25. 10. 2003 wurde im Leipziger Gewandhaus 378 Jungmeistern aus 16 Gewerben und 33 Betriebswirten des Handwerks die Meisterurkunde feierlich überreicht. Anhand der vielen Zylinder im Saal war die Präsenz der Schornsteinfeger nicht zu übersehen. Schon in seiner Eröffnungsrede bezog sich der Präsident des Sächsischen Handwerkstags Joachim Dirschka auf die geplante Novellierung der deutschen Handwerksordnung. Seine Rede richtete sich offensichtlich an den parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Rezzo Schlauch, der der Feier ebenfalls beiwohnte. Dirschka verwies in seiner Rede auf die Diskussion um die Abschaffung des Meisterbriefes, der in Zukunft in vielen Gewerken nicht mehr Voraussetzung zur Eröffnung eines Handwerksbetriebes sein soll. Aus einer mehrjährigen Tätigkeit im Beruf könne nicht automatisch die Qualifikation zur Führung eines Handwerksbetriebes und zur Ausbildung von Lehrlingen geschlossen werden. Rezzo Schlauch konterte in seiner Antwortrede mit den Argumenten, dass das deutsche System nicht exportierbar wäre und eine Dienstleistung auch ohne Meistertitel erbracht werden könne. Es solle unternehmerischer Freiraum geschaffen werden. Das mit vielen Gästen aus dem In- und Ausland voll besetzte Gewandhaus wurde im Anschluss an die Eröffnungsfeier Zeuge einer offenen Gesprächsrunde zu diesem Thema. Teilnehmer waren neben Joachim Dirschka, Rezzo Schlauch, der Leipziger Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee, Frank Strese – selbstständiger Friseurmeister und Andrè Fleischer, frisch gebackener Meister des Maurer- und Betonbauerhandwerks. Moderiert wurde die Runde von dem freien Journalisten Volkmar Hahn. Die Diskussion stand unter dem Thema „Meisterbrief – Qualifikation mit Zukunft“. Staatssekretär Schlauch fügte in der Diskussion seinen Argumenten hinzu, dass weite Bereiche der Wirtschaft auch ohne Meisterbrief funktionieren würden und der Verbraucher über die Qualität der zu erbringenden Dienstleistung entscheiden solle. Ein Frisör könne auch als Geselle bestimmte Dienstleistungen erbringen. Mit den angedachten Reformen würden entwicklungshemmende Strukturen beseitigt werden. Unter stürmischem Beifall erwiderte Frisörmeister Strese, dass es um die Wirtschaftlichkeit unserer Betriebe ginge, nicht um Einzelleistungen. Bei Auflösung der Betriebsstrukturen wäre z. B. keine Ausbildung mehr möglich und damit die Zukunft des Handwerks gefährdet. Oberbürgermeister Tiefensee wendete ein, dass die Qualität des deutschen Handwerks nicht gefährdet werden darf. Das Handwerk würde so wie so schon durch Schwarzarbeit beeinträchtigt und damit die Wirtschaft langfristig ruiniert. Der Präsident des sächsischen Handwerkstages Dirschka brachte die Diskussion auf den Punkt in dem er feststellte, „Eine Reform ist nicht das Problem. Es fehlen uns die Aufträge, und mehr Betriebe bedeutet nicht zugleich mehr Arbeit.“ Zum Abschluss der Diskussion überreichte er Staatssekretär Schlauch symbolisch Mütze und Schal, damit dieser sich bei Durchsetzung der Novellierung der Handwerksordnung warm anziehen kann, er habe mit dem Widerstand des Handwerks zu rechnen. Zumindest bei der anschließenden Übergabe der Meisterbriefe arbeiteten beide Hand in Hand. Zum ersten Mal wurden alle Jungmeister und neuen Betriebswirte einzeln auf die Bühne des Gewandhauses geholt, darunter auch 9 Schornsteinfeger. Im Anschluss wurden 35 Meister geehrt, die vor 50 oder mehr Jahren ihre Meisterprüfung abgelegt hatten. Sie erhielten einen goldenen Meisterbrief. Mit einer Danksagung der Jungmeister endete die Veranstaltung.
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