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    FACHZEITSCHRIFT DER SCHORNSTEIN

Pressedatenbank(Sie befinden sich im Archiv unserer Zeitschrift)

Ausgabe: 50 , Kategorie: Schornsteinfeger ( ARCHIV Ausgabe 50 - 4/2003 )

Kapazitätserhöhung in Mörtitz

Minister steht zum Schornsteinfegerhandwerk

Der Verein Bildungsstätte des mitteldeutschen Schornsteinfegerhandwerks e.V. hatte am
7. November 2003 zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen.
Mit der Fertigstellung eines Erweiterungsbaus war es bis zum Herbst 2003 gelungen, die gleichzeitige Versorgung von bis zu 100 Schulungsteilnehmern im Schulkomplex abzusichern. Behörden und Marktpartner waren aus diesem Anlass zu einer kleinen Feier gebeten worden. Die Umweltallianz Sachsen „Umwelt und Wirtschaft“ nahm dabei die Gelegenheit wahr, neue Mitglieder aus dem Bereich Schornsteinfegerwesen aufzunehmen.
Prominente Gäste der Veranstaltung waren der Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft des Landes Sachsen, Herr Steffen Flath, der Referent für Schornsteinfegerangelegenheiten im sächsischen Staatsministerium des Innern, Herr Rudolf Körner, die Herren Wohlleben und Kästner vom Staatsministerium des Innern Thüringen, Landtagsabgeordnete Frau Henke, Landrat des Landkreises Delitzsch, Herr Czupalla, Bundesinnungsmeister Hans-Günther Beyerstedt, Vorstand Berufsbildung beim ZIV Gunar Thomas, die Ehrenlandesinnungsmeister des Landes Thüringen Karl Heinz Kurch und des Landes Sachsen Wolfgang Buschan, sowie die Landesinnungsmeister der Länder Baden-Württemberg Hans-Ulrich Gula, Sachsen-Anhalt Thomas Keindorf, Thüringen Ulrich Eller und Sachsen Hartmut Kettner. Ebenso waren Vertreter der Gasgemeinschaft Mitteldeutschland, Initiative wirtschaftliche Ölheizung Hamburg sowie Vertreter der Firmen Windhager, Buderus und Viessmann anwesend.
Schon in seiner Eröffnungsrede wies der TLIW des Landes Sachsen Stefan Gralapp darauf hin, dass die Veranstaltung Gelegenheit geben soll, in einen direkten Informationsaustausch mit den „schwarzen Informationsbüros“ zu treten. Bezugnehmend auf zeitweilige Angriffe gegen das Schornsteinfegerwesen meint er, dass bei Millionen Kundenkontakten im Jahr zwangsläufig Probleme auftreten müssen. Das ganze System sollte aber deshalb nicht in Frage gestellt werden. Eine Anpassung des Systems wäre jedoch von Zeit zu Zeit vorteilhaft.
Staatsminister Flath stellte gleich zu Anfang seiner Ausführungen fest, dass die Bildungsstätte ein Beispiel für die Initiative Mitteldeutschland sei. Mit der Ausbildung über 3 Bundesländer hinweg realisieren die Schornsteinfeger was in der Politik oft noch Wunschdenken ist. Er bedankte sich für die Einladung und beglückwünschte die Schornsteinfeger zu ihrer modernen Bildungseinrichtung. Die freiwillige Kooperation in der Umweltallianz Sachsen, so Staatsminister Flath, ist ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Staat , Handwerk und Industrie. 255 Unternehmen würden bis jetzt an der Umweltallianz teilnehmen und mehr als 1/3 davon wären Schornsteinfeger. Besonders begrüßte Staatsminister Flath den partnerschaftlichen Dialog zwischen Schornsteinfegern und den Behörden. Dadurch sind die Schornsteinfegerbetriebe für den Staat eine wichtige und neutrale Institution, so Flath. Mit dem im Jahre 2002 durch die Tätigkeit der Schornsteinfeger eingesparten Heizöl könne man 1600 Einfamilienhäuser ein Jahr lang beheizen. Der CO2-Ausstoß wurde dadurch um 9000 t verringert. Da sich das Betätigungsfeld des Schornsteinfegers seit der Wende in den neuen Bundesländern erheblich verändert hat, könne man verschiedene Regelungen nicht beibehalten. Als Freund des Handwerks wäre ihm bewusst, dass der hohe Standart bei der Lehrlingsausbildung in Deutschland mit den Forderungen der Handwerksordnung zusammenhängt. Dieses System in Frage zu stellen wäre abenteuerlich, so Flath. Bei der Umsetzung von EU-Normen wären die Schornsteinfeger in Zukunft ein unverzichtbarer Partner der Immissionsschutzbehörden. Wörtlich sagte er: „Wir sind darauf angewiesen, dass die Schornsteinfegerbetriebe die Anlagenbetreiber beraten.“ Beim Umgang mit den Kunden wären die Schornsteinfeger ‚Botschafter des Umweltschutzes‘. Bei der Erstellung von Energiepässen hätten sich die Schornsteinfeger bereits als Partner etabliert. Im Jahre 2002 wären 4300 Energiepässe erstellt worden. 152 Kollegen hätten sich dafür qualifiziert. Es wird eingeschätzt, dass in den privaten Haushalten bis zu 50% der aufgewendeten Energie eingespart werden könnte. Die Aufnahme in die Umweltallianz sollte die Schornsteinfeger beflügeln über die gesetzlichen Aufgaben hinaus im Umweltschutz tätig zu sein.

Im Anschluss an seine Rede überreichte Minister Flath die Aufnahmeurkunden an 10 Kollegen, die Schornsteinfegerinnung Leipzig, die Bildungseinrichtung und den Landes­innungsverband Sachsen. Der LIV Sachsen wurde das 100. Mitglied aus den Reihen des Schornsteinfegerhandwerks in der Umweltallianz Sachsen.
Landrat Czupalla hob in seiner Ansprache die gute Zusammenarbeit beim Bau der Schule hervor. Besonders dankte er für die Unterstützung des Berufsschulzentrums Eilenburg durch die Bildungseinrichtung des mitteldeutschen Schornsteinfegerhandwerks.
Bundesinnungsmeister Beyerstedt stellte fest, dass das Ansehen der Schule mit dem neuen Anbau bundes­weit gestiegen sei. Mit Stolz verwies er darauf, dass bereits 8 Schulen dieser Art in Deutschland die Entwicklung des Schornsteinfegerwesens absichern. Beweis für die Qualität der Eilenburger Schule wäre auch der 2. Platz im gerade beendeten Bundesleistungswettbewerb, den ein Teilnehmer aus Sachsen belegte. Die Schornsteinfeger wären als Wirtschaftsfaktor immer auf der Höhe der Zeit. Zum Wohle des Kunden hatsich der ganze Verband dem Qualitäts- und Umweltmanagementsystem nach
DIN EN 9001 und 14001 unterworfen und wird jährlich auf Einhaltung der Norm geprüft. Dem Schornsteinfegersystem wird eine Monopolstellung nachgesagt. Monopole wären aber nicht zeitgemäß. Auch die Schornsteinfeger sind bereit neue Arbeitsmethoden einzuführen, wenn neue Technologien das verlangen. Trotz allem bestehen in der Öffentlichkeit oft noch immer Missverständnisse, z. B. bei der so genannten Doppelmessung. Im Schweizer Kanton Bern wurde zum Beispiel das Schornsteinfegermonopol wieder eingeführt, da die Gebühren bei Abschaffung um 30–50% gestiegen sind. Erfreulich wäre auch, dass es bereits bundesweit ca. 2500 Energieberater des Handwerks aus unseren Reihen gibt. Durch die Erstellung von Energiepässen sind die Schornsteinfeger in der Lage auch auf diesem Gebiet ihre unabhängige Beratung anzubieten.
Im Anschluss an die Ausführungen der Gäste erläuterte der Schulleiter Dipl. Päd. Hans Poltersdorf die Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Schule vom Kauf des Grundstücks am 27. 09. 1993 bis zur feierlichen Einweihung am 19. 02. 1998. Er bedankte sich vor allem bei den bauausführenden und unterstützenden Firmen, die oft Anschauungsmaterial zum Null-Tarif bereitgestellt hatten. Dass die Schule unter den damaligen Umständen gebaut werden konnte sei, so Poltersdorf, vor allem dem ‚harten Kern‘, bestehend aus dem damaligen LIM des Landes Thüringen Karl Heinz Kurch, dem damaligen LIM des Landes Sachsen Wolfgang Buschan und dem LIM des Landes Baden-Württemberg Hans-Ulrich Gula, zu danken. In Anerkennung ihrer Leistungen wurden die genannten Kollegen durch den Vorsitzenden des Bildungsstätte mitteldeutsches Schornsteinfegerhandwerk e.V. Ulrich Eller, der die Veranstaltung moderierte, zu Ehrenmitgliedern ernannt und erhielten eine Ehrenurkunde.
In einer kurzen Dankesrede gab LIM Hans-Ulrich Gula zu, dass die Überraschung gelungen sei. Er beglückwünschte den Verein ebenfalls zu dem Erweiterungsbau an diese „hervorragende Bildungsstätte“, deren Bau, unter den heutigen Umständen, wahrscheinlich gar nicht mehr möglich wäre.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Rundgang durch den Schulkomplex, unter sachkundiger Führung durch Schulleiter Poltersdorf.
Mit dieser Veranstaltung ist es gelungen, verantwortlichen Stellen und der Öffentlichkeit zu demonstrieren, dass das Schornsteinfegerhandwerk an seine Qualifikation hohe Ansprüche stellt und für die Zukunft gerüstet ist.
Text: Bernd Damisch
BÖA LIV Sachsen