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    FACHZEITSCHRIFT DER SCHORNSTEIN

Pressedatenbank(Sie befinden sich im Archiv unserer Zeitschrift)

Ausgabe: 48 , Kategorie: Schornsteinfeger ( ARCHIV Ausgabe 48 - 2/2003 )

Designstudie Kamin

"Kaminfeger: Liberalisierung verteuert die Heizungskontrolle In den meisten Kantonen profitieren die Kaminfeger von einem staatlich geschützten Monopol – die Hauseigentümer allerdings auch. Denn wo das Monopol dem freien Konkurrenzkampf wich, stiegen die Preise erstaunlicherweise um bis zu 20 Prozent. Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch Als Hausbesitzer Guy Jehl aus Basel die Rechnung für die Reinigung seiner Heizung und eines Holzofens sah, lüpfte es ihm den Deckel: „Der Kaminfeger war höchstens 15 Minuten im Haus“, sagt er. „Da sind 186 Franken entschieden zu viel.“ Das findet auch der angeschwärzte Kaminfeger-Meister Fred Senn, „falls mein Mitarbeiter tatsächlich nur eine Viertelstunde dort war.“ Der verrechnete Tarif entspricht nämlich einer guten Arbeitsstunde. Zusammen mit dem verärgerten Hausbesitzer und dem Gesellen will Senn den Fall jedoch minutiös besprechen, denn „irgendwas kann da nicht stimmen“. Senn ist auf die Zufriedenheit seiner Kunden angewiesen. In Basel-Stadt herrscht unter den Schwarzen Männern seit gut zehn Jahren nämlich der freie Wettbewerb. Das gilt auch in den Kantonen SH, SZ, ZG und ZH. Sie alle haben im Interesse des freien Marktes in den 90er Jahren das Kaminfeger-Monopol abgeschafft. Vorteil: Nicht die Gemeinde, sondern der Hausbesitzer bestimmt, wer seine Heizung kontrolliert und entrußt. Passt ihm der gebotene Service nicht, bestellt er für die nächste obligatorische Heizungskontrolle einen andern Kaminfeger. Nachteil: In allen fünf liberalisierten Kantonen sind die Kaminfeger-Rechnungen markant teurer geworden – teils bis zu 20 Prozent im Vergleich zu den alten Monopol-Tarifen. Wo das Monopol herrscht, schreiben die Gemeinden den Kaminfeger-Tarif vor. Dieser deckt pauschal alle Nebenkosten wie Büro und Anfahrtsweg ab. Und weil der Kaminfeger bei seiner Arbeit sowieso in den Kamin schaut, ist er – ebenfalls im Tarif inbegriffen – auch gleich im öffentlichen Auftrag unterwegs, um die Einhaltung der Feuerpolizei- und Luftreinhalte-Vorschriften zu kontrollieren. Im Gegenzug darf er bestimmen, wann und wo er seine Runde macht. So kann er ganze Quartiere in einem Aufwisch erledigen, das spart Zeit und Weg. Im liberalisierten Markt hingegen richtet sich der Kaminfeger nach den Kundenwünschen. „Er fährt deshalb kreuz und quer durch die Gegend“, erklärt Armin Keller, Präsident des Schwyzer Kaminfegermeister-Verbandes. „Das ergibt längere Wege und mehr unproduktive Stunden.“ Den Kunden werde dieser Mehraufwand individuell berechnet. Das bedeute, dass „die Zeiten vorbei sind, wo der Kaminfeger für den abgelegenen Hof gleich teuer war wie für den Bewohner eines Einfamilienhaus-Quartiers“. Kommt dazu, dass der Kaminfeger als freier Unternehmer nicht mehr für die Kontrolle der gesetzlichen Sicherheits- und Umweltvorschriften für Heizungsanlagen zuständig ist. Das müssen die Behörden in den entmonopolisierten Kantonen nun alle paar Jahre selber machen. Den Hausbesitzer kostet das zusätzlich zum Kaminfeger jedes Mal bis zu 250 Franken. Genau aus diesen Gründen hat das Luzerner Kantonsparlament das Thema „Liberalisierung im Kaminfegerwesen“ letzten Sommer vom Tisch gewischt. Und auch im Kanton Bern, wo in den letzten Jahren das Kaminfeger-Monopol wankte, besinnt man sich um. „Nach unseren Beobachtungen“, so Christoph Lienert von der Berner Gebäudeversicherung, „ist das Monopol für alle wohl die günstigste Lösung.“ Zu diesem Schluss kommen übrigens auch die Wettbewerbskommission und der Eidgenössische Preisüberwacher – und als höchste Instanz sogar das Bundesgericht. Im Interesse der Brandverhütung und des Umweltschutzes hält es das Kaminfeger-Monopol auch in Zeiten der Privatisierungs-Euphorie für sinnvoll und schützenswert. "