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Redaktion

    FACHZEITSCHRIFT DER SCHORNSTEIN

Pressedatenbank(Sie befinden sich im Archiv unserer Zeitschrift)

Ausgabe: 37 , Kategorie: ( ARCHIV Ausgabe 37 - 3/2000 )

Drei Landesinnungsverbände - eine Bildungsstätte - eine Fachzeitschrift

Der Neubau der Schornsteinfegerschule war für unser Büro nicht nur ein weiteres Objekt unter den besonderen Bildungsbauten, die wir in den letzten Jahren planen durften. Dieses Vorhaben nimmt schon deshalb eine Sonderstellung ein, da uns mit der Beauftragung der Generalplanung und der Projektsteuerung besonderes Vertrauen entgegengebracht wurde und uns damit besondere Verantwortung zufiel.
Für dieses Vertrauen, für die qualifizierte und produktive Zusammenarbeit bei der Planung und während der Bauzeit möchten wir dem Bauherrn danken.
Wir hoffen, dass sich die neue Ausbildungsstätte in der täglichen Praxis bewähren wird und sich auch nach Jahren der Nutzung das dem Entwurf zugrunde gelegte Konzept bestätigt. Ein Konzept, das zum Ziel hat, die Betriebskosten und die Kosten der laufenden Instandhaltung auf niedrigem Niveau zu halten.
Es hat uns gefreut, dass sich im öffentlichen Vergabewettbewerb ausschließlich Firmen der Region durchsetzen konnten. Ein Beweis dafür, daß auch junge Firmen ihren Standortvorteil zu nutzen verstehen. So gesehen ist die neue Schornsteinfegerschule auch ein Zeugnis des Bauhandwerks im Gebiet Eilenburg/Delitzsch.
Den verantwortlichen Bauleitern und Monteuren der beteiligten Firmen danken wir für ihre engagierte und termingenaue Arbeit. Bauzeit ist immer auch ein Stück Lehrzeit und so haben alle Beteiligten ihren Erfahrungsschatz wieder erweitern können.
Schornsteinfeger verfügen schon von Berufs wegen über größere Weitsicht als andere. Die Entscheidung zum Bau der neuen Ausbildungsstätte ist ein Beweis dafür. Sie sind damit für die Bewältigung der beträchtlichen Herausforderungen der Zukunft gut vorbereitet.
Wir wünschen den Schornsteinfegern in Ihrem neuen Domizil viel Erfolg bei der beruflichen Weiterbildung und immer einen angenehmen Aufenthalt.
Dipl.-Ing. Dr. Jürgen Gutsfeld
LEIPZIGBAU
Architekten und Ingenieure

Die Vorbereitung:

Bereits 1992 begannen die Vorbereitungen zum Bau eines Ausbildungszentrums. Erste Untersuchungen wurden mit dem Ziel durchgeführt, das zu dieser Zeit genutzte Gebäude in der Puschkinstraße zu modernisieren. Im Ergebnis der gründlichen Recherche wurde festgestellt, daß die Raumanforderungen nicht zu erfüllen waren und die Kosten die eines Neubaus übersteigen würden.
Die Möglichkeit, das Grundstück in der Roten Jahne zu erwerben, ergab sich 1993. Auf diesem unbebauten Grundstück war es möglich, bedarfsgenau innerhalb eines vorgegebenen Kostenrahmens zu planen. In der Konzeption des Landratsamtes, das Gebiet zu einem Ausbildungszentrum zu entwickeln, übernahm damit das Projekt der Schornsteinfegerschule eine Vorreiterrolle.
Die Entwicklung des Raumprogramms als Kernstück der Aufgabenstellung war der wichtigste Teil der Vorbereitung. Dabei waren die spezifischen Erfahrungen der Schornsteinfeger mit den daraus resultierenden Anforderungen und die Vorgaben des Fördermittelgebers zu einer akzeptablen Konzeption zu verbinden.
Diese Aufgabe wurde geleistet vom Vorsitzenden des Schulvereins und des Landesinnungsverbandes Sachsen, Herrn Wolfgang Buschan, dem Vorsitzenden des Landesinnungsverbandes Thüringen, Herrn Karl Heinz Kurch, dem Schulleiter der Schornsteinfegerschule, Herrn Hans Poltersdorf, gemeinsam mit den Entwurfsverfassern des Architekturbüros LEIPZIGBAU, Herrn Jürgen Gutsfeld und Frau Franziska Motz. Beratend zur Seite stand der Vorsitzende des Landesinnungsverbandes Baden-Württemberg, Herr Hans-Ulrich Gula.
Diese Aufgabenstellung wurde in einen Entwurf umgesetzt, der sowohl die funktionellen Anforderungen erfüllte als auch den Kostenkennzahlen entsprach.
Der Antrag auf Baugenehmigung wurde am 22. Aug. 1995 bei der Gemeinde Laussig eingereicht. Die Baugenehmigung wurde am 20. Dez.
1995 vom Landratsamt Delitzsch erteilt. Mit der Entscheidung auf einem unbebauten Grundstück unmittelbar am Waldrand zu bauen, war ein wichtiger Aspekt der Aufgabenstellung gegeben. Das neue Ausbildungszentrum sollte sich unmittelbar in die Heidelandschaft einfügen. Diesem Anliegen konnte am Besten mit der Aufgliederung der 3 Hauptfunktionen: LEHREN - VERWALTEN - WOHNEN in einzelne Gebäude entsprochen werden. Das Gebäudeensemble, in dem das Lehrgebäude dominiert, aber nicht übergewichtig erscheint, gruppiert sich um einen grünen Innenhof. Mit dem Einsatz von stahlblauen Aluminium-Fenstern und -Jalousien wurden traditionelle Bauformen und zeitgemäße Materialien spannungsvoll verknüpft. Durch eine behutsame Geländeregulierung, dem Anpflanzen heidetypischer Bäume und Sträucher in Verbindung mit dem erhaltenswerten Kiefernbestand wurden Gebäude und Landschaft harmonisch verbunden.


Das Lehrgebäude

Das Lehrgebäude ist aufgrund seiner Funktion das größte Gebäude der Anlage. Die markierenden Gestaltungselemente sind überstehende Giebel, strukturierte Gesimselemente, ein eingerückter und überhöhter Eingangsbereich. Große, gegliederte Fensterflächen in Treppen- und Foyerbereichen sorgen für Transparenz und die optische Verbindung zwischen Gebäuden und Umgebung. „Die naturroten Klinkerfassaden und a


Die Architekten: Dipl.-Ing. Franziska Motz, Dipl.-Ing. Dr. Jürgen Gutsfeld 6 DER SCHORNSTEIN


Die Eingangszone ist außermittig angeordnet und als Kommunikationsraum die Verbindung zwischen den verschiedenen Unterrichtsräumen. Der erhöhte Zugang unterstreicht die Dominanz des Gebäudes und gestattet dem Heraustretenden Übersicht und Weitblick. Der Vielfalt der Ausbildungsformen wird durch entsprechende Raumstruktur, verbunden mit der hochwertigen und spezifischen technischen Ausstattung, entsprochen. Neben 2 traditionellen Seminarräumen stehen 3 Werkräume mit Versuchsschornstein- und Kesselanlagen sowie ein Computerkabinett zur Verfügung. Damit verfügt das Lehrgebäude über 124 Ausbildungsplätze. Im Kellergeschoss wurde der Prüfstand des Landesinnungsverbandes Sachsen installiert. Er steht mit der Ausbildung nicht direkt in Verbindung und hat deshalb einen separaten Zugang und zugehörige Parkflächen für die Besucher.


Dimensionen:

Bebaute Fläche: 553 m² Brutto-Geschossfläche: 2.212 m² Umbauter Raum: 8.400 m³

Das Verwaltungsgebäude

Das Verwaltungsgebäude ist das zweitgrößte Gebäude der Anlage und gleichzeitig der Beginn der nördlichen Gebäudezeile. Der Zugang erfolgt über die Westseite, in unmittelbarer Nähe zum Haus I und der nördlichen Grundstückszufahrt. Das Verwaltungsgebäude vereint die Bereiche Speiseraum/Küche, Büro/Konferenz und Freizeit unter einem Dach. Der südseitig orientierte Speiseraum im Erdgeschoss, in der frischen Farbkombination Gelb/Blau gestaltet, bietet 66 Personen Platz. Technischer Hintergrund dazu ist die moderne Versorgungsanlage, in der die Küchenfunktionen optimal miteinander und dem Speiseraum kombiniert sind. Über das Foyer im Obergeschoss werden die einzelnen Büroräume, Lehrerzimmer sowie der Konferenzbereich erschlossen. Die Bibliothek im Dachgeschoss und die Klause mit Bar im Kellergeschoss ermöglichen Freizeitgestaltung in angenehmer Atmosphäre.


Dimensionen:

Bebaute Fläche: 275 m² Brutto-Geschossfläche: 1.070 m² Umbauter Raum: 3.600 m³


Das Internat

Mit der Reihung der 3 Internatsgebäude wird die nördliche Gebäudezeile abgeschlossen. Die Zugänge zum Internat sind nordseitig, zu den Parkbereichen, orientiert. Die Gebäude-Anordnung erlaubt eine Unterbringung in sehr wohnlicher Atmosphäre. Vom jeweils zentralen Treppenaufgang aus sind pro Etage 4 Appartements zu erreichen. Jedes Appartement verfügt über einen Wohn-Schlafraum für 2 Personen, 1 separate Dusch- und WC-Zelle und einen kleinen Flur. Insgesamt können 64 Personen untergebracht werden. Im Kellergeschoss des B-Segmentes steht ein Fitnessbereich mit verschiedenen Kardio- und Kraftgeräten zur Verfügung. Im Dachgeschoss des C-Segmentes ist die komfortabel ausgestattete Hausmeisterwohnung untergebracht. Die 3-Zimmerwohnung belegt eine Grundfläche von 90 Quadratmetern. Die Büroräume und Werkstatt des Hausmeisters befinden sich im Kellergeschoss.


Dimensionen:

Bebaute Fläche: 436 m² Brutto-Geschossfläche: 1.672 m² Umbauter Raum: 5.300 m3


Kennzahlen - Statistik

Grundstücksfläche 14.200 m² Bebaute Fläche gesamt: 1.706 m² Grundfläche Haus I 553 m² Grundfläche Haus II 275 m² Grundfläche Haus III 436 m² Grundfläche Haus IV 442 m² Geschossfläche Gesamt: 6.722 m² Umbauter Raum gesamt: 23.000 m³ Haus I 8.400 m³ Haus II 3.600 m³ Haus III 5.300 m³ Haus IV 5.700 m³ PKW-Stellplätze 98 Stück


Der letzte Bauabschnitt 1998/99

Nach der Inbetriebnahme des Ausbildungszentrums am 05. Januar 1998 waren die Bauarbeiten auf dem Gelände nicht abgeschlossen. Ende April ´98 begann eine neue Maßnahme: der Bau des Lehrlingsinternates. Nach Verwirklichung des letzten Bauabschnittes sind alle Einrichtungen, die die Berufsausbildung sowie die überbetriebliche Ausbildung der Innungen Sachsens und Thüringens betreffen, auf dem Gelände der Roten Jahne konzentriert. Das Lehrlingsinternat vervollständigt in Struktur und Charakter das vorhandene Gebäudeensemble. Die ent-stehende Gebäudezeile am Südrand des Grundstückes wird durch die gleichen Attribute wie die übrige Bebauung charakterisiert sein. Die Internatssegmente sind gekoppelt durch ein zentrales Treppenhaus, dessen transparente Fassaden wiederum die Verbindung zur übrigen Bebauung und Umgebung herstellen. Insgesamt entstehen 33 Zwei-Personen-Appartements mit Wohnraum, Sanitärzelle und Flurbereich. Im Erdgeschoss befindet sich ein Gemeinschaftsraum, im Kellergeschoss ein Fitnessraum. Der Aufenthalts- und Arbeitsraum für Erzieher ist im Erdgeschoss in unmittelbarer Nähe zum Eingangsbereich zu finden. Wie in den bereits bestehenden Internatsgebäuden ist der Zugang rückseitig des Hofes angeordnet – unmittelbar in Beziehung zu den Parkflächen am südlichen Grundstücksrand. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das Treppenhaus nordseitig zum Innenhof zu verlassen.
Die Rundbank um die Birkengruppe und ein gestalteter Terrassenbereich laden zum Aufenthalt ein.

Klaus Niemand Landesinnungsmeister des Schornsteinfegerhandwerks Sachsen-Anhalt

Zukunftssicherung ist in aller Munde und zwingt uns, neue Gedanken zu entwickeln bzw. umzusetzen, um den neuen Herausforderungen des Handwerks gerecht zu werden. Der Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks Sachsen-Anhalt arbeitet konsequent an Strukturveränderungen und zukunftsweisenden Maßnahmen. Mit der Einführung einer neuen Kehr- und Überprüfungsverordnung und Kehr- und Überprüfungsgebühren-Verordnung seit dem 1. Januar 2000 einschließlich der Umsetzung des Positionspapieres, der Teilnahme an der Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 bzw. 14001 und dem Anschluss an die Bildungsstätte des mitteldeutschen Schornsteinfegerhandwerks e. V. wurde eine optimale Grundlage geschaffen, Zukunftsentwicklungen zu ermöglichen. Solche Erfolge sind aber auch nur möglich, wenn zwischen den Innungen und dem Landesinnungsverband eine kontinuierliche Zusammenarbeit stattfindet und feste Ziele gemeinsam geplant und umgesetzt werden. So hat in den letzten zwei Jahren ein wesentlicher Prozess des Umdenkens stattgefunden und eine für uns sehr wichtige Epoche der Zusammengehörigkeit begonnen. Dieses so wichtige Zusammenspiel der Gemeinsamkeit führt unwillkürlich zu Erfolgserlebnissen und zu einem berechtigten Optimismus und setzt neue Gedanken frei. Mit dem Anschluss an die Bildungsstätte des mitteldeutschen Schornsteinfegerhandwerks und den gewonnenen Erkenntnissen sind Tür und Tor geöffnet für neue gemeinsame Perspektiven. Es bietet sich eine einmalige Chance, eine Zusammenarbeit in den drei Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen anzustreben und umzusetzen. Es kann und darf nicht sein, dass die Gebäudehülle der Bildungsstätte uns zusammengeführt hat und zusammenhält, aber keine weiteren Aktivitäten entsprechend dem vorhandenen Potential an Mensch und Technik erfolgen. Nur gemeinsam sind wir stark und nur gemeinsam können wir in der heutigen Zeit entsprechende Impulse zur Stärkung unserer Organisation auslösen. Da die Aufgabenstellungen der Organisationsebenen, Landesinnungsverbände und Innungen in den drei Ländern gleich sind, ist auch das Spektrum der einzelnen Betätigungsfelder gegeben. Zu nennen wären Mithilfe bei der Erarbeitung oder Änderung der Kehr- und Überprüfungsverordnungen bzw. Kehr- und Überprüfungsgebührenverordnungen, Mithilfe bei der Begründung der erforderlichen Geschäftskosten, gemeinsame Entscheidungsfindung bei Tarifauseinandersetzungen, gemeinsame Teilnahme an Messen (z. B. Mitteldeutsche Handwerks Messe), gemeinsame Aus- und Weiterbildung mit Austausch der Dozenten bzw. Unterweiser. Zusammenarbeit der Ausschüsse Technik und Berufsbildung zur Erreichung eines einheitlichen Niveaus. Gemeinsame Gestaltung der Fachzeitschrift „Der Schornstein“ mit der Zielstellung einer optimalen Information. Einstieg ins Internet als modernes Kommunikationsmittel usw. Es gibt also viele Möglichkeiten einer gemeinsamen erfolgversprechenden Arbeit, die es lohnt zu beginnen und zum Wohle unseres Berufes auszubauen. Wer Gemeinsamkeiten will, der findet Gemeinsamkeiten und kann sie auch mit Leben erfüllen. Mit dieser Fachzeitschrift bringt der LIV Sachsen-Anhalt einen wichtigen Meilenstein für die erfolgreiche mittel-deutsche Zusammenarbeit ein. Hiermit stehen die mitteldeutschen Landesinnungsverbände des Schornsteinfegerhandwerks auf drei Beinen. Bekanntlich kippeln Dreibeine nicht.

Einer für Alle, Alle für Einen - packen wir es an!